Allgemeines - Sicherheit im Gelände

Geländeseminare sind Kleingruppenübungen im Gelände und keine Betriebsbesichtigungen (Exkursionen). Die Reise in entlegene Regionen im In- und Ausland dient dem Erlernen des geologischen Handwerkszeugs: (i) Beobachten, (ii) Erkennen, (iii) Interpretieren und (iv) Prozesse ableiten.

Vorbesprechung

Neben den hier gegebenen Informationen in der Lehrveranstaltung oder via Ilias kann ggfs. eine kurze Vorbesprechung zu organisatorischem und allgemeinen Fragen einberufen werden.

Sicherheit im Gelände

Folgende Aspekte sind im Gelände zu beachten:

  1. Grundlegende körperliche Fitness und Trittsicherheit im unwegsamen Gelände.
  2. Wenn irgendwelche medizinischen Gründe einen Einfluss auf die eigene Sicherheit, die Sicherheit eines anderen Gruppenmitglieds oder die Gruppe haben könnte, bitte vorab eine vertrauliche Information an die Leitenden geben.

vor dem Geländeseminar:

  1. Klären Sie Ihren Versicherungsschutz hinsichtlich Gesundheitsversorgung und für einen Schadensfall.
  2. Prüfen Sie Ihren Impfschutz und lassen Sie sich ggfs. impfen (s. z.B. RKI). Bei Reisen ins Ausland achten Sie auf den vorzulegenden und den empfohlenen Impfschutz (s. z.B. Auswärtiges Amt). Beachten Sie auch einen Impfschutz gegen FSME; Baden-Württemberg ist FSME - Risikogebiet, übertragen durch Zecken.
  3. Informieren Sie sich vorab selbstständig über den Ort, insbesondere zu Klima, Ethik, üblicher Verhaltensweise vor Ort, sowie Reise- und Sicherheitshinweisen, z.B. beim Auswärtigen Amt
  4. Informieren Sie sich vorab über gefährliche Tiere und Pflanzen am Ort des Geländeseminars.
  5. Nehmen Sie dem Wetter angepasste Kleidung mit und berücksichtigen Sie, dass sich das Wetter ändern kann, d.h. lange Hose, Sonnenschutz, Regenjacke, Regenhose
  6. Nehmen Sie eine kleine Erste‐Hilfe Ausrüstung, ausreichend Trinkwasser und Verpflegung für den Tag mit.
  7. Nehmen Sie eine Rettungsdecke, Trillerpfeife, Ersatzwäsche, Notration mit, wenn Sie in abgelegenen oder gebirgigen Regionen arbeiten.
  8. Tauschen Sie ihre Mobilnummer mit den Teilnehmenden und den Leitenden aus und speichern Sie die europaweite Notfallnummer 112 im Mobiltelefon.

während des Geländeseminars:

  1. Den Sicherheitsinstruktionen des Leiters ist zu folgen. Wenn Sie die  Gruppe verlassen wollen, teilen Sie dies dem Leiter vorab mit.
  2. Die Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, der Geländetauglichkeit und die potentielle Gefährdung der Sicherheit der Gruppe wie Alkohol- und Drogenkonsum führt zum Ausschluss.
  3. Wir erwarten robuste, knöchelhohe Geländeschuhe zum Geländeseminar.
  4. Sie tragen einen Helm in Regionen, die von Steinschlag betroffen sind. Dies ist verpflichtend in Steinbrüchen, Bergwerken, und in Konstruktion befindlichen Tunneln, Gebäuden oder Straßen.
  5. Sie tragen immer eine Sicherheitsweste während des Geländeseminars. Teilnehmende tragen eine gelbe, Betreuende eine orange Sicherheitsweste, damit im Notfall die Betreuenden zu finden sind.
  6. Wenn Krankheiten und Verletzungen eingetreten sind, teilen Sie dies der leitenden Person unverzüglich mit..
  7. Sie arbeiten umsichtig und achten auf Ihre Sicherheit und die der Gruppenmitglieder. Beachten Sie, dass nicht in allen entlegenen Regionen und Steinbrüchen Handyempfang vorliegt und entsprechend die Hilfe Dritter verspätet eintreffen könnte.
  8. Sie haben ihr eigenes geologisches Feldbuch, ihre eigene Lupe, ihren Geologenhammer und ihre Schutzbrille dabei.
  9. Bei dem Anschlagen splittriger Gesteinen und der Benutzung eines Meißels ist eine Schutzbrille oder Brille zu tragen, Stehen Sie nie in der Nähe von anderen Personen, wenn Sie oder diese mit dem Hammer arbeiten.
  10. Seien Sie bei steilen Hängen (z.B. loses Geröll, Kliffe und Steinbrüche) besonders vorsichtig; ebenso auf tonigen Hängen und in rutschigen Küstenbereichen, ebenso wenn Sie an Straßenböschungen und ‐aufschlüssen arbeiten, insbesondere bei fortschreitenden Bautätigkeiten und Verkehr.
  11. Achten Sie auf den Verkehr und seien Sie aufmerksam beim Überqueren von Straßen und Bahnübergängen.
  12. Informieren Sie sich bei Arbeiten an der Küste über Zeiten von Ebbe und Flut. Beachten Sie, dass die Tide bei starkem Wind höher als erwartet sein kann, und stellen Sie sicher, dass Sie mit den Lokationen vertraut sind, bei denen Sie einfach und schnell den Küstenbereich verlassen können.
  13. Beachten Sie die ethischen und üblichen Verhaltensweisen in der Region, in der Sie arbeiten.
  14. Gehen Sie nicht alleine ins Gelände und teilen Sie den Leitenden vorab mit, in welchem Gebiet Sie mit ihrer Kleingruppe arbeiten wollen.
  15. Holen Sie vor dem Betreten von Privatgrundstücken die Erlaubnis des Besitzers oder Verwalters ein. Ggfs. ist eine Erlaubnis zum Beproben oder eine besondere Genehmigungen insbesondere bei Sites of Special Scientific Interest (SSSI's) notwendig.
  16. Vermeiden Sie den Aufenthalt unter überhängenden und instabilen Felswänden, insbesondere in der Tauzeit, nach kalten Schauern oder heftigem Regen. Die ist auch in Steinbrüchen, im Gebirge und an Küsten‐Kliffs wichtig, wo große Bereiche ohne Anzeichen herunterstürzen können.
  17. Berücksichtigen Sie Flora und Fauna wie gefährlichen Pflanzen und Tiere. Halten Sie Abstand. Lesen Sie ggfs. Steine nicht mit der Hand auf, sondern wenden Sie den Stein vor dem Auflesen zunächst mit dem Hammer.

Reisegepäck


Gepäckmenge:

  • Bei Eintagesexkursionen: 1Tagesrucksack
  • Bei Mehrtagesexkursionen: 1 Tagesrucksack und 1 Tasche oder ggfs. 1 Rucksack, bei Übernachtung im Zelt darin Schlafsack, Isomatte, Handtuch etc. zusätzlich 1 Zelt pro 2‐3 Personen


Mitzubringen

  • gültiger Personalausweis oder Reisepass, Visum wenn notwendig, Versicherungsschutz wenn notwendig (insbesondere Krankenversicherung)
  • Medikamente wenn notwendig, kleines Erste Hilfe Set, Pinzette, je nach Region: Rettungsdecke, Mückenschutz
  • feste knöchelhöhe (!) Geländeschuhe
  • geologisches Feldbuch ( kein Heft oder Block, kein loses Papierwerk), Bleistift (kein Kugelschreiber), Radiergummi, wasserfester Filzschreiber z.B. Staedler Pigmentliner 0.3, Handlupe, Kompass wenn vorhanden,
  • möglichst eine lange Kunststoffhose (bei Dauerregen wird die Jeans schwer und wird nicht wieder trocken)
  • bei kühlen und ggfs. feuchten Gebieten: Regenjacke, Regenhose, ein feuchtigkeitsableitendes Kunststoffunterhemd sollte in Betracht gezogen werden
  • Verpflegung für die Anreise und den ersten Tag
  • lokale Währung 
  • Bei Übernachtung im Zelt: Schlafsack, Isomatte, Waschzeug, Handtuch, Kocher, Besteck, Teller, Becher, nach Absprache mit anderen Teilnehmern: 2-3 Personen-Zelt (Kosten für viele Campingplätze nach Zeltanzahl & -größe)
  • Bei Übernachtung in Jugendherberge: Waschzeug, Handtuch, ggfs. Jugendherbergsschlafsack
  • Bitte alle Dinge rechtzeitig VOR Abreise auf Funktionsfähigkeit überprüfen (z.B. Reissverschlüsse u.a.)

Der geologische Kompass

  • Wer einen einfachen Wanderkompass mit Klinometer und Deckelklappe hat, sollte diesen bitte mitbringen (hilft auch beim Orientieren im Gelände). Beispielsweise ist Recta DS 50G global als Geologenkompass einsetzbar. Mit einer kleinen, runden Dosenlibelle (z.B. http://www.feinewerkzeuge.de/level.htm), die man auf die Bodenplatte des Kompasses aufklebt (darauf achten dass der Deckel noch zuklappbar ist) wird der Wanderkompass zum Geologenkompass.
  • Weitere geologische Kompasse der Firmen Freiberger und Breithaupt werden vom Institut ausgeliehen und vorab verteilt

Tagesablauf

  • Die Geländeseminare beginnen morgens, abhängig von Wetter, Tide und anderen Faktoren, und enden abends. Essen und Trinken für den Tag nehmen die Teilnehmenden selber mit.
  • i.d.R. werden in während der Abendbesprechung die Beobachtungen des Tages ausgewertet und das Feldbuch überarbeitet.

Reise ins Ausland

  • Für die Einreise wird ein gültiger Personalausweis oder Reisepass sowie ggfs. ein gültiges Visum benötigt. Beachten Sie, dass die Einreisedokumente auch bei der Ausreise gültig sein müssen.
  • Bitte vorab die Vollständigkeit der Dokumente prüfen und die Dokumente mitbringen. 
  • Bei fehlenden Dokumenten, Ein- und Ausreiseproblemen, wie beispielsweise durch einen fehlenden, ungültigen oder während des Geländeseminars ungültig werdenden Pass, durch Nicht-Beachtung der Ein- und Ausfuhrbestimmungen oder Ähnlichem müssen Teilnehmende die Weiter- oder Rückreise leider auf eigene Kosten antreten.

Welche Kosten sind zu kalkulieren?

Die eingezahlten Kosten sollten die Fahrt- und Unterkunftskosten und ggfs. weitere Kosten decken. Ggfs. zuviel bezahlte Beiträge werden erst nach der Veranstaltung und Abrechnung aller angefallenen Kosten zurückgezahlt.

Welche Gefährdungen können bei der Geländearbeit auftreten?

Die Angaben haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und keine Anspruch auf Korrektheit. Für genauere Angaben konsultieren Sie bitte entsprechende Informationsquellen und den Hausarzt.

Gefahr = Potential der Gesundheitsschädigung

Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Schadensausmaß

 

was wo Grund Symptome Erste Hilfe Vermeidung
Dehydrierung überall zu wenig getrunken, zu wenig Mineralstoffe dunkler Urin, Lethargie, Kopfschmerzen ausreichend trinken, Ruhepausen, ggfs. Mineralstoffe ausreichend trinken
Sonnenbrand überall Exposition in Sonne rote Haut Schatten und Abkühlung, Wasser lange Kleidung, Hut, Sonnencreme LSF >30
Hitzschlag heißes Klima Exposition in Sonne Erschöpfung, Kopfschmerzen, rote Haut Schatten und Abkühlung, Wasser, ärztliche Versorgung Akklimatisierung, ausreichend trinken, ausreichend Ruhepausen
Frostbeulen kaltes Klima Exposition in Kälte Weiße,taube Haut, schwellend, brennend, schmerzend wenn Haut erwärmt  langsam aufwärmen, nicht reiben, ärztliche Versorgung Kleidung mit ausreichend Lagen, Extremitäten mit warmer Kopfbedeckung, Handschuhen, Socken und Schuhen wärmen
Höhenkrank-heit Gebirge ab etwa 2000 m geringerer Sauerstoff-gehalt Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwächegefühl Abstieg, Sauerstoffgabe Akklimatisierung
Ertrinken Gewässer einatmen von Wasser keine Atmung, Tod aus Gewässer bergen, Kopf zur Seite wegen Ausfluss von Wasser, Atemspende (CPR) wenn notwendig und Notruf Gewässernähe vermeiden, schwimmen können
Jagdsaison überall Jagdsaison Schußwunde, Tod Erste Hilfe, ärztliche Versorgung Jagdgebiete vermeiden, Tragen von Warnweste, kein tieränhliches Verhalten (verstecken in Dickicht, ...)

ausgewählte Tiere: Bitte konsultieren Sie die entsprechende Fachliteratur für die möglichen Gefahren in ihrem Gebiet.

Tier wo gefährliche Arten Abwehr Erste Hilfe Vermeidung
Zecke D BW ist Hochrisikogebiet lange Kleidung, Hose in Socken stecken mit Pinzette ziehen, bei roter Haut um Bisspunkt zum Arzt Impfschutz FSME
Wildschwein D   Abstand halten bei Verletzungen ärztliche Versorgung Dickicht vermeiden 
Wolf D   Ruhe bewahren, langsam rückwarts gehen, bei nahem Kontakt laut rufen und sich groß machen bei Verletzungen ärztliche Versorgung Dickicht vermeiden 
Bär D   nicht rennen, langsam bewegen, mit ruhiger Stimme sprechen, wenn attackiert in Embryonalstellung hinlegen und tot stellen bei Verletzungen ärztliche Versorgung Essen vom Schlafplatz entfernt aufbewahren, im Gelände mit Klingel (bear bell) auf sich aufmerksam machen
Schlangen

D   

D

W

Kreuzotter (viper berus)

Aspisviper

Klapperschlange

u.v.a.m.

nicht anfassen, sich wegbewegen bei Wunde 30 s bluten lassen, Kühlpackung auflegen, Extremität mit Bisswunde ruhigstellen bei normalem Herzschlag, ärztliche Versorgung in offenen Gebieten laufen, festes hohes Schuhwerk tragen, bei Buschwerk mit Stock vorab prüfen
Skorpion W alle nicht anfassen Wunde reinigen und Kühlpackung auflegen, Extremität mit Stich ruhigstellen bei normalem Herzschlag, ärztliche Versorgung Kleidung, Schuhe, Schlafsachen, Zelt vorab ausschütteln, Schnittholz und Baumstümpfe vermeiden

ausgewählte Krankheiten:  Eine vollständige Übersicht geben die Erregersteckbriefe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA. und deren Impfempfehlungen. Landesspezifische Hinweise finden Sie auf den Webseiten des Auswärtigen Amts. Bitte konsultieren Sie ihren Hausarzt.

Krankheit Wo Infektion Symptome Erste Hilfe Vermeidung Impfung
Tetanus D über Wunden schmerzhafte Muskelkontraktionen, Erstickungstod, Herzversagen ärztliche Versorgung Impfung vorab möglich möglich
Tollwut W durch Bisswunde tödlich ohne sofortige medizinische Versorgung umgehende ärztliche Versorgung Impfung vorab möglich möglich
Typhus W Biss durch Zecke, Milbe, Floh, Laus Kopfschmerzen, Fieber, Ausschlag ärztliche Versorgung Impfung vorab möglich, länge Ärmel, lange Hose, Hose in Socken stecken möglich
FSME D Biss durch Zecke grippeähnliche Beschwerden, Lähmungen, Entzündung des zentralen Nervensystems, nicht ansteckend ärztliche Versorgung wenn Symptome auftreten lange Ärmel, lange Hose, Hose in Socken stecken, regelmäßig Körper auf Zecken absuchen möglich
Borreliose D Biss durch Zecke Hautrötung um Bissstelle (Wanderrötung), Gelenkentzündung, Entzündung des Nervensystems, nicht ansteckend ärztliche Versorgung wenn Wanderrötung auftritt lange Ärmel, lange Hose, Hose in Socken stecken, regelmäßig Körper auf Zecken absuchen es gibt keinen Impfstoff
Hantavirus D in D über Speichel, Urin, Kot der Rötelmaus Fieber, Kopf- und Muskel-, Gliederschmerzen, nicht ansteckend ärztliche Versorgung, meldepflichtig Hände waschen  es gibt keinen Impfstoff

Tabellen adaptiert nach:

Safety Guidelines for Fieldwork, University of Georgia, Link

Erregersteckbriefe Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA.

und deren Impfempfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA

Reisehinweise des Auswärtigen Amts.

Bitte konsultieren Sie ihren Hausarzt.

Stand 07/2023